1976

Als im Jahr 1976 der F.D.P.-Ortsverband Durlach gegründet wurde, war die Partei als Koalitionspartner in Bonn an einer SPD/F.D.P.-Koalitionsregierung beteiligt. Vorsitzender der F.D.P. und gleichzeitig Bundesaußenminister und Vizekanzler der Bundesregierung war zu dieser Zeit Hans-Dietrich Genscher. Bei den Wahlen zum achten Deutschen Budentag, die am 3. Oktober 1976 stattfanden, erhielt die CDU/CSU 48,6% der Stimmen, die SPD 42,6% und die F.D.P. 7,9%.

Im Stadtkreis Karlsruhe brachte die Bunudestagswahl folgendes Ergebnis: CDU 48,26%, SPD 40,92%, F.D.P. 9,73%, DKP 0,30%. Der Karlsruher F.D.P.-Kandidat Ullrich Eidenmüller konnte mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein.

Bundespräsident war zu dieser Zeit (seit 1974) Walter Scheel, F.D.P. In Baden-Württemberg regierte dagegen mit dem Ministerpräsidenten Filbinger die CDU.

Gründung des Ortsverbandes Durlach

Wie kommt es, daß der Ortsverband Durlach erst 1976 ins Leben gerufen wurde? Das hat eine ganz einfache Erklärung. Bis dahin hatte der F.D.P.-Kreisverband Karlsruhe die Interessen aller Stadtteile von Karlsruhe wahrgenommen. Dieser Kreisverband existierte schon seit Oktober 1945. Bis zum Jahre 1976 ist der Kreisverband stark angewachsen und zählte nun rund 400 Mitglieder. So erfreulich die Vergrö0erung war, erbrachte sie aber auch einen Nachteil. Der persönliche Kontakt zu den einzelnen Mitgliedern war nicht mehr in vollem Umfang gegeben. Der erweiterte Vorstand des Kreisvebandes hat daher beschlossen, in den einzelnen Stadtteilen Ortsverbände zu gründen. Diese sollten das Ziel haben, die speziellen Belange des Ortsteiles zu diskutieren, an geeigneter Stelle vorzutragen und außerdem den Kontakt zwischen den Mitgliedern zu fördern. Von den Herren Prof. Dr. Funck, Stadtrat, und Rainer Leonardy, beide aus Durlach, erging daher am 29. April 1976 Einladung an die Durlacher F.D.P.-Mitglieder zu einer Versammlung am 9. Mai 1976 ins Nebenzimmer des „Wienerwalds“. Dort sollten die Vorbereitungen für die Gründung eines Ortsverbandes getroffen werden. Man wurde sich einig und traf sich dann am 29. Juni 1976 zur

Gründungsversammlung in der Gaststätte „Zum Grünen Hof“

Ein Kreis von Liberalen fand sich dort ein und wurde Zeuge der Gründung des F.D.P.-Ortsverbandes. In einer kurzen Eröffnungsrede machte der später zum Ortsverbandsvorsizenden gewählte Rainer Leonardy deutlich, daß gerade Durlach, eine „Hochburg“ der F.D.P., eines stärkeren Einsatzes der Liberalen bedarf. Durlach sei in der letzten Zeit in den Mittelpunkt städtischer Planungen gerückt, nachdem es in den letzten Jahren seiner Bedeutung entsprechend nicht genügend berücksichtigt wurde.

Das neue Verkehrskonzept mit der Fußgängerzone in der Pfinztalstraße, die in Arbeit befindliche Ortsbausatzung für den Durlacher Ring, die Planung für den Bereich des Alten Friedhofs und des Basler Tors seien Zeichen dafür, daß die Stadtverwaltung mehr Bereitschaft zeigte, sich um die Durlacher Belange zu kümmern.

Nach Abwicklung der Gründungsregularien entzündete sich eine rege Diskussion um das neue Verkehrskonzept in Durlach. Stadtrat Prof. Dr. Funck berichtete über die verschiedenen Ausbaumaßnahmen und deren zeitliche Reihenfolge. Dabei konnte er mit Befriedigung feststellen, daß die F.D.P. dem Konzept nun trotz früherer Bedenken zustimmen könne, nachdem die Einwendungen in der endgültigen Planung der Stadtverwaltung ihre Berücksichtigung gefunden hätten. Insgesamt wurde die Fußgängerzone, deren endgültige Realisierung bis Anfang 1978 abgeschlossen wurde, als eine entscheidende Aufwertung für die Durlacher Innenstadt betrachtet.

Die alte Markgrafenstadt hatte nun ihren eigenen Ortsverband.

Durlacher Probleme

Der Ortsverband wurde bald nach Gründung aktiv und richtete an Oberbürgermeister Dullenkopf einen offenen Brief, in welchem er gebeten wurde, zu in Durlach anstehenden Fragen und Problemen Stellung zu nehmen.

  1. Es handelte sich dabei um die Fußgängerzone mit den damit verbundenen Verkehrsproblemen in der Pfinztalstraße, speziell dem Abriss der Häuser neben dem Stadthof.
  2. Die Gestaltung des Basler-Tor-Platzes und einer evtl. Nutzung des Basler Tors.
  3. Nutzungsänderung des Spielplatzes im Durlacher Schloßgarten.
  4. Die Entschärfung des Schulweges Durlacher Kinder durch einen Zebrastreifen an der Ecke Marstall/Weiherstraße.
  5. Einrichtung einer Bankfiliale an der Ecke Zunft- und Pfinztalstraße, welcher die F.D.P. nicht als Bereicherung der Fußgängerzone ansah, und
  6. Frage nach der Ortsbausatzung, um die Erhaltung eines einheitlichen Charakters in der Altstadt bei Renovierung der Häuser sicherzustellen.

Der Oberbürgermeister nahm ebenfalls in einem offenen Brief zu den Fragen ausführlich Stellung. Wenn auch bei weitem nicht alle Wünsche der F.D.P. erfüllt werden konnten, so ist doch zu bemerken, daß die Anregungen ein offenes Ohr bei der Stadtverwaltung fanden. Das gleiche gilt für spätere Anregungen, welche der Ortsverband dem Oberbürgermeister zukommen ließ. So wurde z. B. der Basler-Tor-Platz auf dem Wege der Erneuerung des alten Stadtkerns von Durlach neu gestaltet. Man hat aus dem Gegebenen – dem Basler Tor, flankiert im Westen vom Alten Friedhof und seiner Kapelle – ein Schmuckstück gemacht, das sich sehen lassen kann. Auch für eine Renovierung des Durlacher Schlosses mit einem entsprechenden Nutzungskonzept machte sich die F.D.P. stark und startete dazu eine Bürgerinitiative.

Landtagswahlen 1976

Die Landtagswahlen verliefen für einen Durlacher F.D.P.-Mann besonders erfolgreich: Im Karlsruher Wahlkreis Ost erhielt Dr. Jürgen Morlok 9,58% der Stimmen und schaffte damit erneut den Einzug in den Stuttgarter Landtag. Da der bisherige Fraktionsvorsitzende Brandenburger, der im Wahlkreis West kandidiert hatte, nicht die erforderlichen Stimmen erhielt, wurde Dr. Jürgen Morlok neuer Fraktionsvorsitzender der F.D.P. im Landtag.

Aktivitäten

29.06. Gründungsversammlung im Grünen Hof
11.12. Ortsbegehung: Aufzeigen des Handlungsbedarfs in der Altstadt
21.12. Anfrage an den Oberbürgermeister Dullenkopf: Vorschlag zur Durchführung eines Altstadtfestes

Gründungsmitglieder

Uta Altfelix, Siegfried Elze, Prof. Dr. Rolf Funck, Ingeborg Großweiler, Ilse Kiene, Max Lenzinger, Rainer Leonardy, Günther Malisius.

Dieter Vestner, Günther Malisius, Felix Pfefferkorn

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